Bereits 1953 hatte Helen Frankenthaler auf einer Europareise Spanien besucht und ihrem damaligen Lebensgefährten, dem Kunstkritiker Clement Greenberg, von ihrer Begeisterung für die prähistorischen Höhlenmalereien in Altamira (Nordspanien) berichtet. Auf einer Postkarte beschrieb sie, wie „die Konturen der Decke den Formen der Tiere entsprechen – z. B. die große Vorwölbung der Decke, wo der Rumpf des Bisons ist. […] Das Ganze sieht aus wie ein riesiges Gemälde auf ungrundierter Leinwand; tatsächlich erinnerte mich das alles an viele meiner Bilder.“[1] In den Höhlenmalereien erkannte sie eine Möglichkeit, die Zweiteilung von Figur und Hintergrund aufzuheben: Wie die Oberfläche des Gesteins mit dem Malmaterial verbunden ist, so sind die Fasern des Malgrunds eins mit der Farbe. Cave Memory aus dem Jahr 1959 weist erdige Farbtöne und skizzenhafte Linien auf, die an die Zeichnungen aus Lascaux und Altamira erinnern. Besonders bemerkenswert: Frankenthaler entschied sich, die Rückseite der Leinwand zu verwenden, nachdem sie die Vorderseite verworfen hatte.

Helen Frankenthaler (1928–2011)

Cave Memory, 1959

Aktuell ausgestellt: Ja (Helen Frankenthaler: Move and Make)

Material: Öl auf Leinwand
Größe: 94,50 x 104,50 cm
Inv-Nr.: B_488
Bildrechte: VG Bild-Kunst, Bonn; Copyright: Helen Frankenthaler Foundation, New York

Schlagworte:

Provenienz

Vorbesitz: André Emmerich Gallery, New York; Vorbesitz: Dr. Lothar Strobel, Stuttgart; Verkauf: anonymer Verkauf; Sotheby´s New York, 10.11.1988
Ankauf: Sammlung Reinhard Ernst, 2019

Literaturverweise

[1] „The contour of the ceiling matches the forms of the animals – e.g., big bump on ceiling where bison’s rump is. It all looks like one huge painting on unsized canvas; in fact it all reminded me of a lot of my pictures.“ Helen Frankenthaler, Postkarte mit einem Detail der Höhlenmalereien von Altamira, abgesendet aus Santander am 9.8.1953 an Clement Greenberg; Archives of American Art, Smithsonian Institution, Washington, D.C.