„Ich betrachte meine Bilder als explosive Landschaften, Welten und Distanzen, die auf einer flachen Oberfläche festgehalten sind.“ [1] Helen Frankenthaler, 1957
In den 1950er Jahren wechseln die landschaftlichen Verweise ihrer Gemälde zwischen subtil und explizit, wie der Kritiker E. C. Goossen 1958 bemerkte.[2] Beispielhaft dafür ist das Gemälde The Bay aus dem Jahr 1957. Die dominierende Farbfläche ist ein großes, unregelmäßiges Blau auf der linken Seite. Rechts und oben kontrastieren dynamische Pinselstriche in leuchtendem Gelb, Ocker und kräftigem Rot. Diese Farben scheinen sich in einem lodernden Wirbel miteinander zu verbinden. Das Bild setzt sich aus unterschiedlichen Ebenen zusammen, die mal nach vorne treten und mal den Bildraum nach hinten öffnen. Diese Ambivalenz sorgt dafür, dass das Bild ständig in Bewegung bleibt. Es entsteht die wogende Darstellung der titelgebenden Bucht, eine dynamische Landschaft aus Farbflächen, bei der die verschiedenen Elemente in Dialog treten, ohne dabei klare Formen oder Linien zu definieren.

Helen Frankenthaler (1928–2011)

The Bay, 1957

Aktuell ausgestellt: Ja (Raum: Zuhause in der Malerei)

Material: Öl auf Leinwand
Größe: 36 x 41 cm
Inv-Nr.: B_423
Bildrechte: VG Bild-Kunst, Bonn; Copyright: Helen Frankenthaler Foundation, New York

Schlagworte:

Provenienz

Verkauf: André Emmerich Gallery, New York; Verkauf: Everett Ellin Gallery, Los Angeles; Vorbesitz: unbekannt, 1958
Ankauf: Sammlung Reinhard Ernst, 2018

Literaturverweise

[1] Helen Frankenthaler, 1957, in: Young America 1957: Thirty American Painters and Sculptors under Thirty-Five, Ausst.-Kat. New York, Whitney Museum of American Art, 1957, o. S.
[2] Goossen scheint zu sagen, dass die Bezüge zur Landschaft indirekt sind („Frankenthalers Gemälde sind größtenteils Landschaften einer Art, die schwer sofort zu erfassen ist, obwohl sie keineswegs absichtlich unklar sind“), aber dass sie in einer früheren Epoche möglicherweise Landschaftsmalerin gewesen wäre, „ein Claude, Constable oder Watteau“. Siehe E. C. Goossen: „Helen Frankenthaler,“ Wall Street Journal, 21. Februar 1958, S. 154.